ARTISTS EXHIBITIONS NEWS BOOKS CONTACT

UTA REINHARDT: SCHONZEIT

opening reception for the artist: September 11, 2013, 6 - 9 pm
exhibition: September 12 - November 2, 2013





Uta Reinhardts Malerei verführt. Das war meine Feststellung nach der ersten Konfrontation mit ihren Gemälden. Die kleinen Stilleben und Waldbilder entließen mich mit einem Gefühl der Sehnsucht nach dem Gesehenen, das ich nur vom Betrachten alter Meister kannte. Durch eine genaue Naturbeobachtung in abstrahierter, eigener Form war ihre Stimmung so vertraut und gleichzeitig so fremd, der Zauber ihrer subtil-poetischen Sinnlichkeit deutlich spürbar, aber nicht greifbar. Das Rätsel der Bilder fesselte mich.
Jahre später nun blicken wir auf einen reifen Werkcorpus, Malerei einer alltäglichen, gar nicht alltäglichen Welt. Mit pastosen und lavierenden Strichen durchzieht Uta Reinhardt Farbflächen und schafft eine konturenlose Bildarchitektur aus Farbe und Licht. In dicken Schlieren legt sich der Nebel gleich einem Traum auf Felder und Städte. Situationen, die sich als Haltungen entpuppen, werden zum Bildinhalt aus in sich verstrickten Figuren, Tieren und Landschaften. Es scheint fast, als würde ein Leben im Zeitraffer in einer einzigen Szene dargestellt, die trotz narrativer Elemente wenig Erzählerisches hat, als würde das Bild ein Konzentrat des ganzen Lebens darstellen, alles Belanglose ist weggefallen, nur die Essenz bleibt. Das Wesen der Dinge wird ergründet.
Alle Figuren fungieren als Teile einer symbolischen Sprache innerhalb der Bilder, die nicht zu dechiffrieren ist. Wie Superhelden bewegen sich die Protagonisten in Masken, die diesen als Versteck, als eine Art Tarnkappe dienen. In der Selbstverleugnung nähern sie sich der verloren geglaubten Natur wieder an. Durch Farbverläufe werden sie eins mit dem Raum, verschwimmen in ihrer Umwelt und geben es auf, einer ihrer Art zu sein. Das Unausgesprochene wird Thema und drängt sich zwischen die Figuren, die in surrealen Situationen isoliert wie vor einer inneren Grenze zueinander und zum Betrachter stehen. Fernrohre und Taucherbrillen verweisen auf das nicht Sichtbare als eigene Dimension in den Bildern, wie ein Rückblick oder eine Vision ihrer geheimen Geschichte.
Uta Reinhardts Arbeiten grenzen sich deutlich von zeitgenössischen Strömungen ab und sind gleichzeitig grenzenlos experimentell auf dem Feld der Malerei. Sie leben aus sich heraus in ihrer eigenen komplexen Welt, in der die Zeit stillzustehen scheint. Das macht sie bleibend.

Nicole Gnesa