MICHELE MELILLO
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Kreuz sticht
Das Werk von Michele Melillo in der Ausstellung „Reset“ und der Publikation „Der Blick zurück nach vorn oder: Die fabelhafte Welt des Melillo“
Gekreuzt
Ein wenig erinnert Michele Melillos aktuelle Art zu zeichnen an die Kreuzstiche bei Stickarbeiten. Mit Acrylstift strichelt er seine Motive in mehreren Lagen auf einen monochromen Hintergrund auf Papier oder Karton. Die Bildträger sind wie bei der Arbeit aus der Serie „Mythical Creatures“ von 2017/18 oft in Medaillonform geschnitten. Zwischen 2012 und 2018 sind acht Werkgruppen entstanden. Darin wird deutlich, dass Melillo von der Zeichnung her kommt, sich zwischenzeitlich einem mehr malerischen Gestus zugewandt hatte, der auch die Bildhintergründe einbezog. In den jüngsten Arbeiten hat er sich wieder auf den zentralen Bildgegenstand fokussiert.
Spät gestartet
Michele Melillo, 1977 in Fürstenfeldbruck geboren, studierte bei Kasseböhmer an der Münchner Kunstakademie und war bis 2013 dessen Assistent. Erst danach etablierte er sich als freier Künstler. Mit der Einzelausstellung „À rebours“ bei Nicole Gnesa im Februar 2013 eröffnete diese ihre Galerie in der Kolosseumstraße. Die aktuelle Ausstellung „Reset“ ist die vierte Präsentation von Michele Melillo bei Nicole Gnesa.
Chimären
Ist das nun ein doppelköpfiges mythologisches Fabelwesen? Ist es Mensch oder Tier? Steht die Chimäre auf vier Hufen oder stützt sie sich nicht an einer Stelle auf einen Fischschwanz? Oder sind’s am Ende gar die Bremer Stadtmusikanten, weil ein Hahnenkopf aus dem Rücken herausragt? Wer die Motive von Michele Melillo entschlüsseln will, sollte viel Phantasie mitbringen. Aber selbst dann bleiben viele Fragen offen. Auch der Künstler selbst will keine klaren Antworten geben. Nur so viel: Seine Bilderserien sind gespeist von mythologischen, religiösen und weltlichen Stoffen, verweisen auf kunsthistorische Traditionen und verarbeiten zeitgenössische, gesellschaftskritische Themen. Alles darüber hinaus sind Freiheiten, die der Münchner Künstler sich herausnimmt.
Papiertiger
Am Anfang stand die Idee, ein kleines Buch in einem renommierten Verlag herauszubringen. Nun, aus dem kleinen Buch ist ein ordentlicher Foliant geworden. Als Verlag für die Publikation „Der Blick zurück nach vorn oder: Die fabelhafte Welt des Melillo“ konnte der Hirmer Verlag gewonnen werden. Dieser stellt das Buch an diesem Mittwoch in der Buchhandlung Werner offiziell vor. Und wer die Originale sehen will, geht in die Galerie von Nicole Gnesa.
Evelyn Vogel, in: Süddeutsche Zeitung, September 25, 2019
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